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06.06.2019
Wie im Flug
Wie im Flug zieht die Landschaft an mir vorbei, zu Land und zu Wasser.
Rasend schnell kommt das vorläufige Ende der Reise auf mich zu.
Nach einer kleinen Sightseeing-Runde in Linz bei Tageslicht und einem Einkaufsbummel auf dem Wochenmarkt schnappe ich mir einen Elektroroller (Großstädte haben auch ihre Vorteile) und flitze Richtung Kajak-Club am Donauufer.
Das Zelt ist schon abgebaut und mein ganzes Gepäck im Boot verstaut.
Die Argo wartet schon auf dem Bootswagen auf mich, und ich kann sofort starten.
Die Strömung wird durch das Hochwasser von Tag zu Tag stärker, und ich freue mich auf die schnelle Fahrt nach Osten.
Es wird vorerst mein letzter Tag auf dem Wasser sein, und ich kann ihn bei lang ersehntem Sonnenschein genießen.
Schöne Uferlandschaften, an denen die Äste der Weiden bis ins Wasser hängen und die im Wind rauschenden Blätter silbrig im Sonnenlicht glänzen. In den Altarmen, wo keine Strömung herrscht, tummeln sich Schwäne und andere Wasservögel. Schöne Burgen und Anwesen am Donauufer und kleine Ortschaften von deren Promenaden mir Menschen zuwinken.
"Gute Reise" wünschen sie mir, aber heute fühlt es sich für mich auch schon ein wenig nach Abschied an.
Die letzte Tagesetappe führt mich nach Grein, einem kleinen Städtchen, das mit vielen Superlativen aufwarten soll, so zumindest behaupten meine Bekanntschaften im Kajakverein Linz.
Und sie behielten Recht. In Grein gibt es das beste Eis weit und breit, die schönste Altstadt der Region und das älteste Theater Österreichs (1791) im alten Rathaus.
In diesem kuriosen Theater verfolgten nicht nur Gefangene aus ihrer Zelle heraus die Vorführung, sondern auch die Gäste hatten zur Not die Möglichkeit, von einem durch einen Vorhang vom Zuschauerraum abgetrennten Abort aus das Schauspiel zu verfolgen. Das Theater ist winzig und nahezu im Originalzustand mit den alten Sperrsitzen und Bemalung und wird auch heute noch bespielt.
Es war ein gelungener letzter Tag, ein guter Abschluss der Reise, aber es schmerzt mich ein wenig, dass ich sie nicht gleich fortsetzen kann. Der Urlaub ist vorbei, und viel zu schnell hat mich der Alltag wieder eingeholt.
Auch die Zeit, sie vergeht einfach wie im Flug.
Was mir bleibt ist die Erinnerung.
Die Erinnerung an die schönen Stunden und Tage, die Orte und Landschaften, die Natur und die Begegnungen, aber auch an die schwierigen Situationen, die Missgeschicke und auch an die Entscheidung, sie hinzunehmen und aus ihnen zu lernen, anstatt aufzugeben.
Und es bleibt eine Sehnsucht, ein Fernweh, ein Wunsch unterwegs zu sein, der Wunsch zum Erleben.
Egal, ob mit konkretem Ziel oder nicht, egal, ob ich dieses erreiche oder nicht, egal, was unterwegs passiert, wenn ich auf Reisen bin: ich bin bei mir selbst, ich bin glücklich.
Und auch wenn es nur kleine Schritte sind:
ALLES ist besser als gar nicht erst loszugehen!
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